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07.01.2016

Argentinien: Ushuaia - trotz Pannenserie

Von El Bolson aufbrechend steuern wir den südlichsten Zipfel dieses Kontinents an. 2250 Km liegen vor uns, die sich als die anstrengendsten Reisetage unserer bisherigen Reisekarriere entpuppen, die uns aber auch an den Ort bringen, dessen magischer Name uns seit Anbeginn der Reise vorausschwebt: Ushuaia - das Ende der Welt.

Dass die Umstände an den Extremitäten der Kontinente jeweils etwas härter und anstrengender werden, ist uns seit Neufundland bekannt. Und auch unsere Reisefreunde von der Stahlratte, die uns mehrheitlich routenmässig schon lange überholt haben, warnten uns im Vorfeld immer wieder vor dem Wind in Patagonien. So sind wir vorbereitet darauf, dass uns anstrengende Tage erwarten. Vorerst aber läuft alles in den - soweit man das sagen kann - gewohnten Bahnen. Die Wüste ist mittlerweile eine alte Bekannte, doch noch immer freuen wir uns über ihre Farben. Auch treffen wir wiederum viele wilde Guanacos, eine Art Lama. Hier im Süden sind sie sich die Strasse gewohnt und zu ihrem Schutz wurden Zäune am Strassenrand errichtet, die sich über Kilometer hinziehen. Traurig nur, dass genau diese Zäune trotzdem manchen Guanacos zum Verhängnis wird; Beim Darüberspringen kann es vorkommen, dass sich ein Guanaco im Zaun verheddert. Kommt es nicht mehr davon, stirbt es einen langsamen, qualvollen Tod. Zeuge davon sind in den Zäunen hängende Kadaver, manchmal auch nur noch Knochengerüste. Wir sehen aber auch sonst viele Tiere, Füchse, Gürteltiere und weitere Nandus.

Siehe da: ein Platten. Der erste auf dieser Reise!

Silvester verschlafen wir gemütlich irgendwo im Zelt in der Pampa. Am ersten Tag des neuen Jahres gegen Abend dann die Überraschung: Plötzlich fängt das Lenkrad an zu wackeln, wir steigen ab und siehe da: ein Platten. Der erste auf dieser Reise! Wir können ihn flicken, haben jedoch keine Pumpe. Das nächste Dorf ist 50 km entfernt. Alle Autos, die wir anhalten, haben ebenfalls keine Pumpe, so bleibt uns nichts anderes übrig, als jemanden zu bitten, Simon mit dem Rad zurück ins Dorf zu fahren. Wir haben Glück: Ein Amerikanisches Paar hält an, nimmt ihn mit - und bringt ihn auch wieder zurück. Muchas Gracias!

Je weiter südlich wir kommen, desto stärker wird der Wind. Er pfeift uns um die Ohren, zerrt an unseren Kleidern und Haaren, pustet mal von der einen, mal von der anderen Seite. Die Böen sind so stark, dass das Fahren zum Kraftakt wird - besonders in Kombination mit ungeteerten Strassen! Haben wir hingegen Rückenwind, ist es Zeit zum Entspannen. Dann ist es still, wir haben keinerlei Gegenwind, fliegen über die Strasse dahin. Leider sind das die Ausnahmen.

Tag zwei des neuen Jahres beschert uns den zweiten Platten. Wiederum sind wir weit weg von der Zivilisation, ausserdem ist es schon Abend. Simon wird ins nächste Dorf mitgenommen (30km), wartet nach dem Aufpumpen jedoch 1,5h am Strassenrand - kein Auto fährt mehr in diese Richtung, so einsam ist die Gegend. Ein Polizist erbarmt sich schliesslich und fährt ihn zurück zu Joséphine, die beim Motorrad gewartet hat.

Die Serie ist noch nicht fertig: Am 3. Januar wackelt erneut der Lenker - numero tres, der dritte Platten. Nun sind wir sicher, dass es an den neuen Schläuchen liegt, die wir in Bariloche bekommen haben. Mit den alten sind wir schliesslich seit Dubai plattenfrei gefahren! Als nächstes Problem kommt dazu, dass nun nach all dem Flicken der Reifen etwas schräg über den Felgen liegt und sich mit aller Kraft nicht ausrichten lässt. So holpern wir 80 km vorsichtig und langsam in die nächste Stadt, um dort einen Repariertag einzulegen. Was sich so einfach anhört, ist wiederum ein nervenaufreibendes Hin- und Her.

Hier die Kurzversion: Um in die Stadt reinzukommen müssen wir zuerst eine Strassenblockade von demonstrierenden Arbeitern überwinden. Dann fragen wir den ersten Mechaniker an, werden weitergeleitet. Dann ist bereits argentinische Siesta, d.h. bis 15.30 läuft nichts. Dazwischen wollen wir zur Bank, erst bei der dritten haben wir Glück. Dann zum Mech, der uns zwar nicht helfen kann, der aber weiss, wo‘s Schläuche gibt. Nur, dass dieser Laden gerade keine Schläuche mehr hat. Wir werden weitergeleitet zum nächsten Mech, der immerhin den unebenen Pneu richten soll. Dieser sagt, wir sollen zuerst einen neuen Schlauch kaufen, und gibt uns einen weiteren Laden an. Dieser hat zwar Schläuche, aber nicht in unserer Grösse. Er gibt uns einen weiteren Mech an, der evtl. Schläuche haben könnte. Hat er nicht, doch er richtet den Pneu. Wir entscheiden, das mit dem neuen Schlauch sein zu lassen und kaufen dafür in einem Veloladen eine kleine Luftpumpe. Der letzte Mech gibt uns noch einen Tipp für eine Werkstatt, wo wir unseren Träger schweissen lassen könnten. Als letzte Aktion des Tages wollen wir das noch versuchen - doch wir landen mitten in der Pampa, keine Werkstatt weit und breit. Nachdem wir den ganzen Tag durch die Stadt gekurvt sind, mit ihren Strassen, auf denen der Staub durch den starken Wind meterhoch aufgewirbelt wird und deren verlauste Hunde es allesamt auf unser Motorrad abgesehen zu haben scheinen, finden wir immerhin einen schönen Campingplatz mit einer heissen Dusche.

Viele Schichten Kleider helfen uns warm zu halten, doch abends im warmen Schlafsack spüren wir in unserer Erinnerung immer noch den Wind, der von allen Seiten an uns rüttelt.

Wer jetzt den vierten Platten erwartet, irrt sich glücklicherweise. Die nächsten Tage verlaufen pannenfrei, jedoch mit immer stärker werdendem, erbarmungslosem Wind und zunehmender Kälte. Viele Schichten Kleider helfen uns warm zu halten, doch abends im warmen Schlafsack spüren wir in unserer Erinnerung immer noch den Wind, der von allen Seiten an uns rüttelt.

Kurzzeitig verlassen wir Argentinien, denn die Strasse nach Ushuaia führt durch Chile. Von Punta Delgada aus nehmen wir eine kurze, 20-minütige Fähre, die uns nach Feuerland bringt. Am anderen Ende gibt es ein kleines Restaurant, wo wir zusammen mit den Angestellten der Fähre ein Mittagessen geniessen. Dass es tatsächlich immer wieder Leute gibt, die hier unten in diesen unwirtlichen Gegebenheiten wohnen, erstaunt uns immer wieder. Mitte Nachmittag wollen wir unser Zelt aufstellen, doch als die starken Böen das Gestänge fast bis auf den Boden drücken und wir Angst haben, dass sich das Zelt in ein Segelboot verwandelt, merken wir, dass wir wohl doch noch etwas weiterfahren müssen. Wir passieren nochmals die Grenze und sind wieder in Argentinien, bevor wir einen Schlafplatz finden: Eine steile Klippe direkt am Strand bietet etwas Schutz. Hier steht bereits ein deutscher Camper, in dessen Windschatten wir unser Zelt aufstellen können. Wir werden sofort zu Tee und am nächsten Tag zum Frühstück eingeladen. Die Einladung in den warmen Camper und die nette Gesellschaft nehmen wir natürlich gerne an! Muchas Gracias!

Und dann, am 6. Januar, nach einer nochmals eisig kalten und windigen Fahrt, tauchen plötzlich Bäume auf. Als müssten sie sich selber erst ihre Legitimation erkämpfen, sind es zuerst nur dürre Äste, die mühsam in die Luft greifen. Dann aber werden sie dichter. Wald! Wir überqueren noch einen kleinen Pass und dann taucht die Stadt auf, die unsere Ziellinie markiert: Ushuaia. Nach 13‘000 Kilometern nur in Südamerika sind wir am südlichsten Punkt unserer Reise angekommen.

Unsere Reise ist aber noch nicht fertig. Noch warten 5 Wochen in Chile auf uns, bevor wir uns auf den Heimweg machen. Zuerst machen wir aber einige Tage Pause am Lago Fagnano.

Argentina: Ushuaia - Despite Motorbike Breakdowns

Starting from El Bolson we head for the southernmost tip of this continent. 2250 km lie ahead of us, which turn out to be the most strenuous travel days of our travel career so far, but which also bring us to the place whose magical name has been floating in front of us since the beginning of the journey: Ushuaia - the end of the world.

Since Newfoundland we have known that the circumstances on the extremities of the continents are getting a little tougher and more strenuous. And our travel friends from the Stahlratte, who for the most part have overtaken us a long time in terms of routes, warned us again and again about the wind in Patagonia. In this way we are prepared for strenuous days awaiting us. For the time being, however, everything is - as far as you can tell – «normal». The desert is now an old friend, but we are still happy about its colors. We again meet many wild guanacos, a kind of lama. Here in the south they are used to the road and to protect them, fences have been erected at the roadside that stretch for kilometers. It's just sad that exactly these fences become a fatal trap for some guanacos; When jumping over it, a guanaco can get tangled in the fence. If it doesn't get away, it dies a slow, agonizing death. Carcasses hanging in the fences, sometimes just bones, are evidence of this. But we also see many other animals, foxes, armadillos and motorcycle nandus on the streets.

What a surprise: a flat tire. The first on this trip!

We sleep through New Year's Eve comfortably somewhere in the tent in the pampas. On the first day of the New Year a surprise waits for us: Suddenly the steering wheel starts to wobble, we get off and lo and behold: a flat tire. The first one on this trip! We can patch it, but we don't have a pump. The next village is 50 km away. All the cars that we stop have no pump either, so we have no choice but to ask someone to give Simon a ride back to the village. We're lucky: an American couple stops, takes him with them - and even brings him back again. Muchas Gracias!

The further south we go, the stronger the wind gets. It whistles around our ears, tugs our clothes and hair, blows from one side, sometimes from the other. The gusts are so strong that driving becomes a true act of strength - especially in combination with unpaved roads! On the other hand, if we have a tailwind, it is time to relax. Then it is quiet, we have no headwind, we fly over the road. Unfortunately, these are the exceptions.

Day two of the new year brings us the second flat tire. Again we are far away from civilization and it is already evening. Simon is taken to the next village (30km), but then has to wait there 1.5 hours on the side of the road after inflating - no more cars drive in that direction, the area is so lonely. A policeman finally takes pity on him and drives him back to Joséphine, who has been waiting by the motorcycle.

The series is not yet finished: On January 3rd the handlebars wobble again - numero tres, the third flat tire. Now we are sure that it is due to the new tubes that we got in Bariloche. After all, we have been driving without any flat tire with the old ones since Dubai! The next problem is that after all of the patching work, the tires are now slightly sloping over the rims and cannot be aligned anymore. So we ride carefully and slowly the remaining 80 km into the next town to stop for a repair day there. What sounds so simple is again a nerve-wracking back and forth.

Here is the short version: To get into the city we first have to overcome a road blockade by demonstrating workers. Then we ask the first mechanic and are forwarded to a second one. Then it's already time for an Argentine siesta, i.e. nothing works until 3:30 p.m. In between we want to go to the bank, we don't get lucky until the third one. Then to the mechanic, who can't help us, but who knows where to get the tubes. Except that this place is out of tubes right now. We are forwarded to the next mechanic, which is supposed to straighten the uneven tire. He says we should buy a new tube first and points us to yet another store. This one has tubes, but not our size. He directs us to another mechanic that might have tubes. He does not, but he fixes the tire. We decide to leave the old tube and buy a small air pump in a bike shop. The last mechanic gives us a tip for a workshop where we could have our carrier welded. As the last action of the day, we want to try that - but we end up in the middle of nowhere, no workshop in sight anywhere. After we have curved through the city all day, with its streets, on which the dust is blown up by the strong wind and whose lousy dogs all seem to be after our motorcycle, we at least find a nice campsite with a hot shower.

Many layers of clothes help to keep us warm, but in the evening, wrapped up in our warm sleeping bags, we can still feel the wind in our memories, shaking us from all sides.

Fortunately, anyone expecting the fourth flat tire is wrong. The next few days run smoothly, but with ever stronger, relentless wind and increasing cold. Many layers of clothes help to keep us warm, but in the evening, wrapped up in our warm sleeping bags, we can still feel the wind in our memories, shaking us from all sides.

We leave Argentina for a short time because the road to Ushuaia leads through Chile. From Punta Delgada we take a short, 20-minute ferry that takes us to Tierra del Fuego. At the other end there is a small restaurant where we enjoy lunch with the ferry staff. We are always amazed that there are actually people who live down here in these inhospitable conditions. In the middle of the afternoon we want to set up our tent, but when the strong gusts push the poles almost to the ground and we are afraid that the tent will turn into a sailboat, we realize that we have to go a little further. We cross the border again and are back in Argentina before we find a place to sleep: A steep cliff right on the beach offers some protection. A German camper is already standing here, and we can pitch our tent next to it. We are invited to tea immediately and breakfast the next day. Of course, we gladly accept the invitation to the warm camper and the nice company! Muchas Gracias!

And then, on January 6th, after another icy cold and windy ride, trees suddenly appear. As if they had to fight for their own legitimacy, at first they seem to be only dry branches, reaching into the air. But then they get denser. Forest! We cross another small pass and then the city appears that marks our finish line: Ushuaia. After 13,000 kilometers in South America alone, we have arrived at the southernmost point of our journey.

But our journey is not over yet. There are still 5 weeks waiting for us in Chile before we make our way home. But first, we take a break for a few days at Lake Fagnano.

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