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10.12.2015

Bolivien: Über Umwege nach Sucre

Es wird Zeit, uns von Peru zu verabschieden. Einen ganzen Monat haben wir hier verbracht, entsprechend fällt uns der Abschied schwer. Doch Bolivien wartet!

Mit einem heissen Porridge im Bauch fahren wir an die Peruanisch-Bolivianische Grenze. Wir erwarten keinen komplizierten Grenzübergang, so verschlafen wie die Region wirkt. Doch wir vergessen, dass es Samstag ist. Als wir ankommen, steht bereits eine 100m lange Schlange vor dem kleinen Häuschen, wo der Exit-Stempel in Peru abgeholt werden muss. Wir warten eine volle Stunde hinter vergnügt plaudernden peruanischen Reisegruppen und überqueren dann nach erfolgreichem Abstempeln die heruntergekommene Brücke nach Bolivien. Auch dort steht bereits wieder eine Schlange, doch diesmal gehts etwas schneller. Einzig für die Papiere für das Motorrad müssen wir nochmals eine Stunde warten - die Beamtin isst gerade zu Mittag. Die Zeit vergeht aber zügig, da wir ein Paar aus dem Welschland treffen, die mit ihrem Jeep auf die gleichen Papiere warten und grosszügig ihre Schweizer Schoggi mit uns teilen!

Aus dem Plan, auf den Mittag in Tihuanco zu sein, wird nichts. Etwas, woran wir uns in Bolivien gewöhnen müssen, wir wir mittlerweile gemerkt haben. Eigentlich hätte es in Tihuanco Ruinen, die man anschauen könnte, doch da wir unsere Weiterfahrt bereits auf den nächsten Tag geplant haben, belassen wir es dabei, die Ruinen von ausserhalb des Zaunes und aus der Ferne zu betrachten. So gehen wir unseren Start in Bolivien ruhig an, geniessen einen Dorfspaziergang und eine Dusche zwischen der vergangenen und einer zukünftigen Zeltnacht.

Ein kleiner, völlig irrelevanter und nur beschränkt ernst gemeinter Exkurs zu den Duschen dieser Welt.

Erlaubt uns in diesem Zusammenhang einen kleinen, völlig irrelevanten und nur beschränkt ernst gemeinten Exkurs zu den Duschen dieser Welt. Stellt euch bitte dazu kurz vor eurem inneren Auge eure eigene Dusche vor. Wanne, Brause, Hahn - warm, kalt, alles okay. Nun ja, wie meistens im Leben ist bei genauerem Überlegen alles etwas komplizierter als es auf den ersten Blick scheint. So gibt es verschiedene Kategorien von Duschen: Duschen, bei denen man vorher sauberer ist als nachher. Duschen, bei denen man auf der einen Seite bereits wieder trocken ist, wenn man auf der anderen Seite endlich nass geworden ist. Duschen mit dem „alles wird nass ausser du - ätsch!“-Prinzip. Kalte Duschen, die so tun, als wären sie warm. Heisse Duschen, die so tun als wären sie kalt. Duschen, die einem mit gezieltem, heftigen Strahl Kopfschmerzen verursachen und es dennoch nicht schaffen, den Schaum aus den Haaren zu waschen. Duschen, die den gleichen Abfluss wie das WC haben (ok, das war in China). Duschen, bei denen man über eine Ingenieursausbildung für die Feinjustierung der Temperatur verfügen muss. Und dann noch die Kategorie, die wie in Tihuanuco antreffen: Die Elektrodusche. Diese Spezies heizt das Wasser direkt im Duschkopf, entsprechend kommen hier zwei Dinge zusammen, die eigentlich nicht zusammengehören: Elektrizität und Wasser. Und so kommt es, dass der geneigten Warmduscherin, sobald sie den Heisswasserhahn berührt, ein kräftiger Schlag durch die Glieder fährt. Die krausen Haare haben wir mittlerweile wieder glatt gekämmt...! :-)

Unser nächstes Ziel in Bolivien ist Sucre. Obwohl man sagen könnte, dass eigentlich schon der Weg dorthin das Ziel ist. Auf einer Hochebene zu fahren und von 5000-6500 m hohen Bergen umringt zu sein, ist schon ein spektakuläres Erlebnis. So ergeht es uns um La Paz, einer der grossen Städte Boliviens, die wir geflissentlich umfahren. Die Strasse hingegen ist eher langweilig. Abends finden wir wieder einmal ein Zeltplätzchen auf 4100 m - es scheint, als wäre das einfach die beste - da einsamste - Campinghöhe für uns, auch wenn uns auch diesmal der eisige Wind sehr frühzeitig ins Zelt kriechen lässt.

Undurchsichtige Beschilderungen führen uns von Umleitung zu Umleitung, von Staubpiste zu Staubpiste.

Der nächste Tag könnte unter dem Motto „zu früh gefreut“ stehen, doch davon und dass wir unser Glück schlussendlich doch noch einholen werden, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Wir starten mit der Idee, am Mittag in Sucre zu sein. Der Weg führt uns zuerst durch ein enges Tal. Wir passieren einige Minen, von denen wir vermuten, dass sie wohl nicht ganz legal hierher gebaut wurden: Kilometerweit ist das Wasser der Bäche verschmutzt. Hinter einem dieser Dörfer hört die Teerstrasse auf. Oha, Baustelle an einem so abgelegenen Ort! Denken wir und fahren unbeirrt weiter. Kilometer um Kilometer vergeht. Die Strasse ist holprig und staubig, sie windet sich den Berg hinauf und erinnert uns manchenorts an die schlimmste Strasse in Peru, mit tiefen Abgründen und ohne Leitplanken. Endlich weitet sich das Tal und die geteerte Strasse taucht auf. Wir jubeln. Doch kaum einmal Gas gegeben, hört der Teer auch schon wieder auf. Undurchsichtige Beschilderungen führen uns von Umleitung zu Umleitung, von Staubpiste zu Staubpiste. Unsere Geschwindigkeit sinkt auf wenige Km/h. Bereits ist es kurz vor Mittag und wir sind noch nirgends. Die Idee, mittags in Sucre zu sein, lassen wir unterwegs in einer grossen Staubwolke zurück. Abgsehen vom Staub und den miserablen Strassenbedingungen ist die Landschaft aber phänomenal. Die Berge sind farbig, wie wir es noch selten gesehen haben. Rot, violett, grün, schwarz und orange - je nach Gesteinsfarbe wechselt auch die Farbe des feinen Staubs auf der Strasse und folglich unseres Motorrades und unserer Schuhe. Auf einem Pass knabbern wie mittags die letzten Vorräte und berechnen die neue Ankunftszeit in Sucre. Wir schätzen, mit gleichbleibender Geschwindigkeit um 16h dort zu sein. Die Gegend ist unwirtlich und einsam, die Höhe schwankt immer irgendwo auf 4000m. Wir sind überrascht, dass wir dennoch ab und zu durch Dörfer fahren. Die Menschen hier leben hauptsächlich von der Viehzucht, von grossen Schaf- und Lamaherden.

Dann auf einmal, um eine Kurve kommend, ist die Strasse gesperrt. Ein riesiger Bagger schaufelt gerade massenweise Erde und Staub den Hang herab. Bis um 17 Uhr werde das ganze schon gehen, werden wir informiert. Oh je! Ob wir wohl gleich umkehren und uns ein Zeltplätzchen suchen sollen? Nach einer guten halben Stunde Warten dürfen wir die Baustelle dann trotzdem schon passieren. Es seien noch 20km bis zur Teerstrasse. Also, Gas gegeben! Doch halt, schon taucht der nächste Bagger auf, der die Strasse bearbeitet. Wieder Warten und wieder haben wir Glück und können eher passieren als gedacht. Langsam beginnen wir wieder daran zu glauben, dass wir vor Sonnenuntergang in Sucre ankommen könnten. Hinter einem etwas grösseren Dorf dann die Erleichterung: Eine Teerstrasse! Nach dem Geholpere der letzten Stunden fühlt sich die Fahrt angenehm und leicht an. Doch... ihr ahnt es bereits: sie ist nur von kurzer Dauer. Denn die nächste Baustelle wartet. „Strasse geschlossen von 8.00-13.00 und 14.00-18.00“ lesen wir. So warten wir mit vielen anderen Autos noch einmal 1,5 h. Die Sonne ist am untergehen, als wir losfahren. Zum Glück ist es nicht mehr weit bis Sucre. Und die Stadt empfängt uns freundlich. Auf Anhieb finden wir ein sympathisches Hostel und bekommen durch eine Bettenumbelegung das schönste Zimmer zu einem günstigen Preis. Müde und zufrieden fallen wir in das riesige Bett. Ein ungeplanter und doch gelungener Tag!

Sucre entpuppt sich dann als eine neue Favoritenstadt für uns. Die weiss getünchten und von Bougainvilleen umrankten Häuser strahlen etwas Mediterranes aus, es hat kleine Baumalleen und eine übersichtliche Anzahl charmanter Cafes und Restaurants, ausserdem einen schönen Früchte- und Gemüsemarkt, wo das südamerikanische Flair klar zum Vorschein kommt. Man könnte sagen: Paris meets die Anden. Die perfekte Mischung!

Bolivia: On Detours to Sucre

It's time to say goodbye to Peru. All in all we spent a whole month here, so we say goodbye with quite a heavy heart. But Bolivia is waiting!

With a hot porridge in our tummies we drive to the Peruvian-Bolivian border. We don't expect a complicated border crossing, as sleepy as the region looks. But we forgot that it is Saturday. When we arrive, there is already a 100m long queue in front of the small house where the exit stamp has to be picked up in Peru. We wait one full hour behind cheerfully chatting Peruvian tour groups and then cross the run-down bridge to Bolivia after successfully stamping our documents. There is already a queue on the other side too, but this time it's a little faster. We still have to wait another hour for the papers for the motorcycle though - the officer is having lunch. Time goes by quickly, however, because we meet a couple from the French-speaking part of Switzerland who are waiting in their jeep for the same papers and generously sharing their Swiss chocolate with us!

The plan to be in Tihuanco for lunch doesn't work out. Something, that we have to get used to in Bolivia, as we have noticed by now. Actually there would have been ruins in Tihuanco that could be worth a visit, but since we already planned our onward journey for the next day, we leave it at glancing at the ruins from outside the fence and from a distance. Our start in Bolivia is a quiet one, we enjoy a walk in the village and a shower, after having spent the last night in the tent.

A small, completely irrelevant and only partially serious digression on the showers of this world.

In this context, allow us to make a small, completely irrelevant and only limited serious digression on the showers of this world. To start with, please imagine your own shower before your inner eye. Shower, tap – warm water, cold water, everything there, okay. Well, as is usually the case in life, when you think about it, everything is a bit more complicated than it seems at first glance. There are different categories of showers: Showers, where you are cleaner before than after. Showers, where you are already dry on the one side when you have finally gotten wet on the other. Showers that follow the “everything gets wet except you - ha!” principle. Cold showers that pretend they're hot. Hot showers that pretend to be cold. Showers that cause a headache with a targeted, violent jet but still fail to wash the foam out of your hair. Showers that have the same drain as the toilet (ok, that was in China). Showers that require an in depth engineering training to fine-tune the temperature. And then there is the category that we find in Tihuanuco: The electric shower. This species heats the water directly in the shower head, so two things come together here that do not actually belong together: electricity and water. And so it happens that the one person of our little group that loves hot showers, as soon as she touches the hot water tap, feels a strong blow going through all her limbs. By now, we combed back the frizzy hair again ...! :-)

Our next destination in Bolivia is Sucre. Although, one could actually say that getting there is a big part of the goal. Driving on a plateau and being surrounded by 5000-6500 m high mountains is a truly spectacular experience. We deliberately bypass La Paz, one of the big cities of Bolivia. In the meantime, the street is rather boring. In the evening we once again find a camping spot at 4100 m - it seems that this is simply the best - since it is the loneliest - camping altitude for us, even if the icy wind lets us crawl into the tent very early this time as well.

Confusing signs lead us from one diversion to the next, from one dirt track to the next.

The next day holds quite some adventures for us, but in the morning when we leave our camping spot, we do not know anything about that yet. We start this days journey with the idea of reaching Sucre at noon. The path leads us first through a narrow valley. We pass some mines, which we suspect were probably not built quite legally here: the water in the streams is polluted for kilometers. The tar road ends behind one of these villages. Oh, construction going on in such a remote place! So we think and continue undeterred. Kilometer after kilometer goes by. The road is bumpy and dusty, it winds up the mountain and reminds us in some places of the worst road in Peru, with deep chasms and without any signs of guard rails. Finally the valley widens and the tarred road appears. We cheer. But as sudden as it has appeared, the paved road disappears again. Confusing signs lead us from one diversion to the next, from one dirt track to the next. Our speed drops to a few km / h. It is already shortly before noon and we are nowhere. The idea of reaching Sucre at noon is left behind in a large cloud of dust somewhere in the mountains. Apart from the dust and the miserable road conditions, the landscape is phenomenal. The mountains are colored in a way we have rarely seen before. Red, purple, green, black and orange - depending on the color of the rock, the color of the fine dust on the road and consequently our motorcycle and our shoes also changes. At lunchtime, we nibble on our last supplies on a pass and calculate the new arrival time in Sucre. If we can keep up with our speed, we estimate to be there at 4pm. The area is inhospitable and lonely, the altitude always fluctuates somewhere at 4000m. We are surprised that we still drive through villages from time to time. The people here live mainly from cattle breeding, from large herds of sheep and llama.

Then all of a sudden, coming around a bend, the road is closed. A huge excavator is shoveling loads of earth and dust down the slope. We are informed that the whole thing will go on until 5 p.m. Oh dear! Should we turn around and start looking for a place to camp? After waiting a good half an hour, we are suddenly allowed to pass the construction site. There are still 20km to the tar road. So let us get there! But wait, the next excavator appears to work the road. Waiting again and again we're lucky and can pass again sooner than we thought. We are slowly beginning to believe again that we could arrive in Sucre before sunset. Behind a somewhat larger village then the relief: the paved road reappears! After the bumpy last hours, the ride immediately feels much more comfortable and easy. But ... you already guessed it: it only lasts for a short time. Because the next construction site is waiting. We read “Road closed from 8.00-13.00 and 14.00-18.00”. So we wait another 1.5 hours with many other cars. The sun is going down when we set off. Fortunately, it is not far to Sucre any more. And the city welcomes us with kindness. We find a sweet hostel straight away and get the most beautiful room at a reasonable price. Tired and satisfied, we fall into the huge bed. An unplanned, yet successful day!

Sucre then turns out to be a new favorite city for us. The whitewashed houses surrounded by bougainvilleas radiate a somewhat Mediterranean atmosphere, it has small tree-lined avenues and a good number of charming cafes and restaurants, as well as a beautiful fruit and vegetable market, where the South American flair is clearly evident. You could say: Paris meets the Andes. The perfect mix!

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